GedichtGedichte

Das Gedicht „Abstand“ stammt aus der Feder von Johann Gabriel Seidl.

Wenn von der Wolken schwarzem Bogen
Der Pfeil des Blitzes saust daher,
Und, wo er zürnend hingeflogen,
Die Hütte dampft, – wohl ist es schwer.

Wenn eines Stromes Ader springend
Des Landes Herz, die Stadt, umschwillt,
Was es gehegt, im Nu verschlingend, –
Wohl gibt's ein grauses Jammerbild.

Wenn ähnlich einem trägen Drachen
Sich eine Seuche wälzt durchs Land,
Entvölkernd mit gefräß'gem Rachen, –
Wohl sinkt uns mutlos Haupt und Hand.

Wenn brausend oft von wildem Gären
Die Erde birst in falschen Wehn,
Begrabend nur, statt zu gebären, –
Wohl ist's um Menschenglück geschehn.

Wenn Elemente sich erheben,
Um uns zu öffnen unser Grab:
Wir sind in ihre Macht gegeben,
Weil sie ein Größrer ihnen gab.

Was sie auf unser Haupt auch laden,
Ein frevelnd Unrecht ist es nie,
Sie können es von Gottes Gnaden, –
Was er geschenkt, er nimmt's durch sie.

Doch wenn uns Menschenbosheit quälet,
Wenn Mutwill' unsre Blüten knickt,
Wenn Übermut, zum Kampf gestählet,
Mit Hohn uns Hoffnungen zerdrückt;

Wenn falsche Größe spielt mit Wehe,
Wenn Roheit fordert blut'gen Zoll,
Wenn ich die Torheit rasen sehe,
Dann schwillt das Herz mir auf in Groll.

Wir ehren mit gebeugten Stirnen
Des Elementes Ungestüm;
Dem Menschen mag der Mensch drob zürnen
Denn arger Frevel ist's von ihm.

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