GedichtGedichte

Das Gedicht „An Ihn“ stammt aus der Feder von Louise Aston.

Kann ich lindern dieses Sehnen,
Das mich träumend Dir vereint?
Dir verhaßt sind diese Tränen,
Die der blasse Kummer weint;
Die ein Opfer des Geschickes
Weint am Grab entschwund'nen Glückes! –
»Ihre Toten zu begraben,
Laß' die Toten sich bemüh'n!
Doch des Lebens reichste Gaben
Mögen den Lebend'gen blüh'n.

Ewig soll's im Herzen lenzen,
Neue Triebe, neue Kraft!
Und mit frischen Blütenkränzen
Schmücke sich die Leidenschaft!
Was im Sturm der Zeit verloren,
Sei verjüngt und neugeboren!
Wenn der Sonne Glanz versunken,
Wenn verglüht des Tages Pracht;
Steige auf, von Wonne trunken,
Gluterfüllte Liebesnacht!« –

Und doch rührt mich frisches Leben
Nicht mit seinem Zauberstab.
Träumende Gedanken schweben
Um entschwund'ner Zeiten Grab;
Und es grüßt die bange Klage
Abendrot versunk'ner Tage.
Will ich kräftig mich ermannen,
Fliehen der Erinn'rung Fluch;
Fehlt, die Geister fortzubannen,
Mir der mächt'ge Zauberspruch!

Schau' umher ich tief bekümmert,
Alles wird zur Elegie;
Und im Innersten zertrümmert
Ist der Seele Harmonie;
Klagend in Erinnerungen,
Eine Glocke, die gesprungen!
Wer dem macht erfüllten Beben
Ihrer Töne einst gelauscht;
Hört, wie jetzt zerriss'nes Leben
In gebroch'nen Klängen rauscht.

Schöne Tage, kehret wieder!
Bringt das Herrliche zurück!
Seiner Freiheit wilde Lieder;
Seiner Liebe mildes Glück!
Ja, vergessen war mein Dulden,
Und vergeben mein Verschulden!
Deiner Lehre treuer Jünger
Weint' ich keinem Glücke nach,
Denn ein neuer Freudenbringer
Stieg empor der neue Tag.

Sprach'st Du mir von Männerwürde,
Von der Freiheit Herrlichkeit,
Warf ich eig'ner Sorgen Bürde
In das weite Meer der Zeit.
Eine Schranke muss ja fallen,
Und ein Morgen tagt uns allen!
Wenn den unterdrückten Knechten
Erst der Freiheit Sonne scheint;
Wird das Weib mit gleichen Rechten
Einst dem freien Mann vereint.

Nimmer lausch' ich mehr dem Worte,
Das mein Innerstes durchklang;
Pochend an der Zukunft Pforte
In der Jugend Tatendrang,
Raubend von des Himmels Herde
Licht und Feuer für die Erde.
Solcher Liebe heißes Werben
Wurde rasch des Friedens Grab;
Und in seliges Verderben
Stürzt' ich freudig mich hinab. –

Kann ich lindern dieses Sehnen,
Das mich träumend Dir vereint?
Dir verhasst sind diese Tränen,
Die der blasse Kummer weint!
Wohl! so will ich schmerzhaft ringen,
Finst're Trauer zu bezwingen: –
»Ihre Toten zu begraben,
Laß die Toten sich bemüh'n;
Doch des Lebens reichste Gaben
Mögen den Lebend'gen blüh'n!«

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