GedichtGedichte

Das Gedicht „Beethoven“ stammt aus der Feder von Ernst Lissauer.

Beethoven lebte nicht gleich uns zwischen Wänden auf Dielen in Stuben,
Die Mauern barsten vom Schall seiner Posaunen und Tuben,
Die Steine, gemeißelt, gemörtelt, behauen zu Quadern,
Wellten und wölbten sich, zersplissen von Rillen und Adern.

Beethoven aber ging um in der starrenden Grottenkammer;
Wuchtig gehärtet aus Erz und wie eine Stimmgabel fein,
Klingend behorchte die Felsen sein federnder Hammer
Und pochte Stimme und Ton aus dem Gestein.
Dann hallten
ln hohlen Akkorden leise die Spalten,
Dumpf laufende Risse sprangen,
Tausende Winde, verfangen,
ln Engen
Und Gängen,
Bebten hervor
Und atmeten rauschend in breiten,
Befreiten
Gesängen
Empor.

Bisweilen aber, von Kraft überstürzt, von auslohenden Feuern umzackt,
ln Taumel und Takt,
Schlug er mit dröhnenden, prallenden Hieben
Stücke und Stufen aus den Geschieben,
Da stoben mit steinernen Melodien
Die Felsen um ihn,
Er schlug und schlug, — rings bauten die Trümmer sich auf zu Kuppe und Kluft,
Wändig wuchs ein tönend Gebirge hoch in erfunkelnde Luft,
Fern droben Sopranen sangen die strahlenden Firne
Und mischten den eisklaren Klang der Musik der Gestirne.

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