GedichtGedichte

Das Gedicht „Das Landleben“ stammt aus der Feder von Ludwig Hölty.

Flumina amem silvasque inglorius.

Schön ist die Flur, mit Perlen überhangen,
Worin das Bild der Sonne strahlt,
Schön ist das Volk der Blumen, deren Wangen
Die Abendröte mahlt.

Schön ist das Tal, und die beblümte Weide,
Wo manche Wollenherde geht,
Sobald der Tag, im purpurroten Kleide,
Auf den Gebirgen steht.

Schön ist der Hain, der einen grünen Schleier
Von Dämmrung um die Hirtin zieht,
Wenn Sirius die Luft beherrscht und Feuer
Aus offnem Schlunde sprüht.

Schön ist der Bach, der plätschernd durchs Gewimmel
Der Blümchen, das ihm Reize leiht,
Die Wellchen rollt, wenn ihn der Abendhimmel
Mit Purpur überstreut.

Der Garten, den ein Hain voll Apfelbäume
In seine grünen Arme schlingt,
Wie reizt er nicht! Wie strömen nicht die Reime,
Wenn hier ein Dichter singt!

Ein jedes Kind der bunt bemalten Flore
Ergießt hier einen Strom von Duft,
Und lacht dem Tag entgegen, den Aurore
Aus Thetis Armen ruft.

Hier wirbelt, wenn der Abendstern im Westen
Den Saum des Horizonts besteigt,
Die Nachtigall, und klaget auf den Ästen,
Bis Phöbus sie verscheucht.

Wie lieb ich dich, du Flur nach meinem Herzen,
Wo blühende Gesundheit thront,
Wo alles scherzt, wie Sommerlüften scherzen,
Wo noch die Tugend wohnt.

Du bist mein Wunsch, o Hain, voll Rasenbetten,
Durch den ein Bach die Urne gießt,
Nicht Gold, das dich, o Geiz, mit Sklavenketten,
An deinen Kasten schließt.

Nimt mich ein Tal, vom silbernen Geschwätze
Des Bachs durchflüstert, in den Schoss,
Webt der Jasmin um meine Lauben Netze,
Wie glücklich ist mein Los!

Der Abend sieht mich oft in meiner Laube,
Wenn ich dem Thomson und Virgil,
Der Biene gleich, die süßen Schätze raube,
Ganz Wollust, ganz Gefühl.

Ruft einst der Tod mich weg von meinem Hügel,
Von meiner Flur, ich zittre nicht,
Er kommt als Freund, gibt meiner Seele Flügel,
Gibt ihr ein Kleid von Licht.

Er führet mich in Gegenden voll Wonne,
Wo mit der Flora Hand in Hand
Der Frühling hüpft, und eine mildre Sonne
Die Dunkelheit verbannt.

Dann seufzt der West, wenn er die Blümchen küsset,
Die meinen Hügel überziehn,
Die Nachtigall, wenn sie den Freund vermisset,
Tönt Trauermelodien.

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