GedichtGedichte

Das Gedicht „Der Bauer an seinen durchlauchtigen Tyrannen“ stammt aus der Feder von Gottfried August Bürger.

Wer bist du, Fürst, daß ohne Scheu
Zerrollen mich dein Wagenrad,
Zerschlagen darf dein Roß?

Wer bist du, Fürst, daß in mein Fleisch
Dein Freund, dein Jagdhund, ungebläut
Darf Klau′ und Rachen hau′ n?

Wer bist du, daß, durch Saat und Forst,
Das Hurra deiner Jagd mich treibt,
Entatmet, wie das Wild? -

Die Saat, so deine Jagd zertritt,
Was Roß, und Hund, und Du verschlingst,
Das Brot, du Fürst, ist mein.

Du Fürst hast nicht, bei Egg′ und Pflug,
Hast nicht den Erntetag durchschwitzt.
Mein, mein ist Fleiß und Brot! -

Ha! du wärst Obrigkeit von Gott?
Gott spendet Segen aus; du raubst!
Du nicht von Gott, Tyrann!

Siehe auch das Gedicht Die Fürstengruft — Schubart.

Analyse

Das Gedicht "Der Bauer an seinen durchlauchtigen Tyrannen" (1773) besteht aus 6 Strophen mit je 3 Versen. Als Metrum wurde fast durchgängig der Jambus gewählt, der stets auf einer "männlichen" Kadenz endet.

Die politisch-sozialkritische Ausprägung des Gedichts zeigt sich auch im Verzicht auf einen Endreim. Damit verweist Bürger auch auf den damals im deutschen Bildungsbürgertum wenig geschätzten Shakespeare sowie auf die antikisierende (antike Formen nachahmend) Poesie.
Im Gegensatz zum Stabreim (Alliteration) werden im Endreim zwei oder mehrere Verse durch Gleichklang der letzten Silben verbunden. Er wird oft mit höfischer Lyrik und auch mit der französischen Klassik (Molière etc.) assoziiert.

Inhalt / Zusammenfassung

Das Gedicht ist eine Anklageschrift gegen die tyrannischen Repräsentanten des Absolutismus. In der Schlusszeile widerspricht Bürger dem Gedanken vom Gottesgnadentum ("Dei gratia"; Legitimation der Monarchie durch den vorgeblichen Willen Gottes).

Es ist eines der wenigen wirklich revolutionären Werke innerhalb der literarischen Bewegung des Sturm und Drangs.

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