GedichtGedichte

Das Gedicht „Der neue Mensch“ stammt aus der Feder von Klabund.

Mensch, es strömen die Jahrtausende
In dein offnes Herz. Der sausende
Flügelschlag der Zeit bestürme dich!
Halte fest der Promethiden Feuer,
Und in ihrem heiligen Glanz erneuer
Zart zu Faltern das Gewürme sich.

Gingest du nicht deinen Gott verkaufen
Unter Lächeln, Liebeln, Huren, Saufen?
War mit Gold gefüllt nicht Raum und Zeit?
Lern an reiner Quelle wieder trinken,
Lerne wieder liebend niedersinken
In die Kniee vor der Ewigkeit.

Aus den Kratern schweben die Dämonen,
Welche bei den schwarzen Engeln wohnen.
Und es steigt die süd- und nordsche Flut.
Schwing die Fackel deiner reinen Seele.
Horch: schon zwitschert wieder Philomele,
Und es schwirrt der Zukunft Adlerbrut.

Sollen Irre durch die Gassen taumeln?
Sollen Schwangere am Galgen baumeln?
Freiheit, welche mordet, ist nur Wahn.
Stosst hinab in tiefste Höllentiefen,
Wo noch immer nicht sie endlich schliefen,
Nero, Robespierre und Dschingiskhan.

Die ihr lebend starbet in den Grüften
Unsrer Städte: schwingt euch mit den Lüften
Eines neuen Frühlings in die Welt.
Liebe will sich liebend euch ergeben,
Lachend werdet ihr das Leben leben,
Wenn der morsche Tempel fällt!

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