GedichtGedichte

Das Gedicht „Die freie Donau“ stammt aus der Feder von Rudolf von Gottschall.

Wien, du altes, deutsches Herz,
Pochst mit heft’gem Schlag;
Östreichs Aar fliegt himmelwärts,
Licht im lichten Tag.
Freiheitspsalmen von den Türmen

Tönen durch die Mitternacht;
Und die wilden Glocken stürmen,
Bis ein großes Volk erwacht.
Greiser Held der Kabinette,
Flieh’ das blutige Gericht!

Sonst zerschmettert dich die Kette,
Die der Aufruhr jetzt zerbricht.
Machtlos sind die Bajonette,
Wenn des Volkes Willen spricht!

Brause einher mit wildem Entzücken,
Donaufluß, durch das freie Land;
Denn der Knechtschaft Zölle und Brücken
Hat ein siegendes Volk verbrannt!

Wien, du alte Kaiserstadt,
Zürnst jetzt kaiserlich!
Dem Verräter Schach und Matt,
Schach dem Metternich!
In der Freiheit Prater feiert
Jetzt ein blutig Festgelag!
Dunkle Weisheit tiefverschleiert

Wird beschimpft am hellen Tag.
Greise Sphinx der Diplomaten,
Stürze in des Abgrunds Nacht!
Deine Rätsel sind erraten,

Und besiegt ist deine Macht!
Fessellos zu großen Taten
Ist ein schlafend Volk erwacht!

Donauweibchen, du schönstes von allen,
Sprenge die Gruft mit Zauberschlag!
Freiheit, empor aus kristallenen Hallen,
Steig’ empor zu dem goldenen Tag!

Wilde Nacht bei Fackelschein
Und bei Waffentanz!
Zeugen wird der letzte Stein
Von versunk’nem Glanz.

Stolze Villa, prächt’ge Hallen,
Tempel üpp’ger Schwelgerei’n!
Deine Säulen müssen fallen,
Deine Säle stürzen ein!
Durch die prunkenden Gemächer

Wogt des Volkes wilde Flut,
Wo die lustbetörten Zecher
Einst geschwelgt im Übermut;
Jeder Tropfen in dem Becher
Von der Freiheit heil’gem Blut!

Donau, brause durch glückliche Lande,
Die kein Mächt’ger in Fesseln zwängt!
Grüße jubelnd den Pfahl der Schande,
Wo das Bild des Ministers hängt!

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