GedichtGedichte

Das Gedicht „Hälfte des Lebens“ stammt aus der Feder von Friedrich Hölderlin.

Mit gelben Birnen hänget
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See,
Ihr holden Schwäne,
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.

Weh mir, wo nehm ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein,
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.

Analyse

Das Gedicht "Hälfte des Lebens" (1804; Epoche: Übergang von der Klassik zur Romantik) besteht aus 2 Strophen mit je 7 Versen. Ein Reimschema lässt sich nicht ausmachen (Bezug zur Antike) und die Anzahl der Silben variiert von Vers zu Vers. Ein Jambus mit Auftakt ist vorherrschend.
In der ersten Strophe überwiegen die weiblichen Kadenzen (bis auf Vers 6). In der zweiten Strophe halten sich männliche- und weibliche Kadenzen in etwa die Waage.

Inhalt / Zusammenfassung

In der ersten Strophe wird eine Landschaft beschrieben, die dem Sommer zugeordnet werden kann. In der zweiten Strophe folgt die Klage des lyrischen Ichs, in der er seine Angst vor dem Eintreten des Winters beschreibt.

Hintergrund

Das Gedicht gehört zu dem Zyklus „Nachtgesänge“ der im Jahr 1804 veröffentlicht wurde.
Christoph Theodor Schwab und Ludwig Uhland gaben 1826 einen Hölderlin-Gedichtband heraus. In diesem übergingen sie die Nachtgesänge, also auch "Hälfte des Lebens", weil sie sie für Produkte der Geisteskrankheit von Hölderlin hielten.
Das Gedicht erschien erst wieder in der von Schwab 1846 erstellten Hölderlin-Gesamtausgabe, allerdings wurde in dieser Version „Birnen“ durch „Blumen“ ersetzt; diese Version wird auch in der Werkausgabe von 1906 in der Rubrik „Aus der Zeit des Irrsinns“ präsentiert.

Der Titel des Gedichts ist auch der Titel des DEFA-Spielfilms „Hälfte des Lebens“ (1985) von Herrmann Zschoche, der Hölderlins Lebensjahre zwischen 1796 und 1806 darstellt.

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