GedichtGedichte

Das Gedicht „In der Hutzenstube“ stammt aus der Feder von Anton Ohorn.

Das ist in eisiger Winterzeit.
Im Gebirge das Städtchen liegt tief verschneit,
Durch die nächtliche Gasse weht kalt der Wind,
Da huscht es auf eiligen Füßen geschwind
Mit dem Klöppelkissen unter dem Arm
Herein in den Raum so traulich und warm,
In die Hutzenstube.

Da sitzt der Mägdelein fröhlicher Kreis,
Sie regen die zierlichen Hände mit Fleiß,
Wie im Takte schlagen die Klöppel an –
Wer wohl am flinksten klöppeln kann?
Im alten Ofen die Flamme surrt,
Auf der Bank am Fenster das Kätzlein schnurrt
In der Hutzenstube.

Nun pocht es am Laden – herein, herein!
Das mögen die Burschen, die losen, sein;
Und bald zu der Klöppel emsigem Gang
Erschallt der Harmonika fröhlicher Klang,
Dann lacht es und singt es und scherzt in der Rund
Bis nah zur mitternächtlichen Stund’
In der Hutzenstube.

Im engen Stübchen in stiller Nacht
Wird machnes Kunstwerk fertig gebracht;
Das schmücket dereinst ein Prunkgewand,
Doch arm bleibt, die es geschaffen, die Hand:
Die trägt die zierlichen Spitzen nicht,
Die einst sie geklöppelt bei müdem Licht
In der Hutzenstube.

Doch froh ist das Herz und leicht ist der Sinn –
Du Reichtum der Welt, fahr’ immer dahin!
Was nützt die köstlichste Spitze am Kleid,
Wenn das Beste dir fehlt – Zufriedenheit.
O du emsige Hand, o du lachender Blick,
Es wohnt auch für dich ein bescheidenes Glück
In der Hutzenstube.

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