GedichtGedichte

Das Gedicht „Sehnsucht“ stammt aus der Feder von Christian Morgenstern.

Dort unten tief im Dämmer-Grunde
wo nun so wach die Wasser gehen,
und hier verstreut und da im Bunde
die mondumwobnen Villen stehn,

dort hast du nun mit all den andern
zur sanften Ruhe dich gelegt,
indes dem Freund allein im Wandern
das Blut sich minder ruhlos regt …

Schlaf' süß in deinem Silbertale,
mein Dunkelauge, Rätselkind,
gegrüßt von jedem reinen Strahle,
der selig in die Tiefe rinnt!

Schalf' süß! und sieh den Freund im Traume
sich nächtlicher Natur vertraun
und von des Bergwalds dunklem Saume
verzückt und schmerzlich niederschaun!

Anmerkung: „Der Mensch kann sich nicht nach sich selbst umdrehen und darum wird er nie wissen, wer er eigentlich ist, woher, wohin, warum. Und mit ihm wird es Gott nie wissen. Gott ist sich selbst Mysterium. Und wäre dies schließlich nicht das Letzte – was wäre dann die Welt?
Eine Sphinx, die, gelöst, in den Abgrund stürzen müsste. Ihr tiefster Sinn wäre damit verloren – das Nieaussinnbare. Sie hätte jeden Grund verloren, weiter zu sein; denn der Welt Grund ist allein ihr Ziel. Wo aber ein Ziel erreicht ist, ist Tod und Ende. (…)
Die Welt ist Gottes Suche nach Sich, nach Seinem Sinn, nach Seinem Grund. (…) Der Weg nach dem Sinn ist der Sinn des Wegs“ (Morgenstern, Christian: Tagebuch eines Mystikers, in: Werke, III, München 1979, S. 77).

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