GedichtGedichte

Das Gedicht „Trinklied“ stammt aus der Feder von August von Platen.

Wohl bietet der irdische Tag qualvolle Sekunden genug.
Wenn tief du gedenkend erwägst, was je du verlorst, o Gemüt!
Feuchteren Auges erblickst du
Rings dann die verschleierte Welt.

Weil süßes Vergessen allein aufwägt den unendlichen Schmerz,
Schlürft, Freunde, das goldene Naß, hier wo sich ein Zaubergefild
Breitet um uns und um Bajäs
Rückstrahlende, wonnige Bucht!

Kommt unter des Tempelgewölbs halbdrohenden Rest! (Es vernahm
Hier Cypria Wunsch und Gebet) Ruht hier! In den hellen Pokal
Träufe der süße Falerner,
Jahrtausende schon so berühmt!

Aus purpurnen Wogen empor ragt manches antike Gestein,
Das Römer voreinst in die Flut, Prachtsäulen zu tragen, gesenkt:
Laßt die Verblichenen leben,
Die mächtige Taten getan!

Anspannend die Kraft des Gemüts, wirkt Gutes und Schönes erschafft,
Auf daß in der werdenden Zeit bei Künftigen töne das Wort:
Selig der Tag und die Räume,
Wo solch ein Berühmter gelebt!

Wann, Freunde, wir steigen hinab, wo dort sich ein mythisches Volk
Weissagende Grotte gebohrt, unweit der zertrümmerten Stadt,
Mag die Sibylle von Kumä
Uns Segen und Ruhm prophezein!

Dort drüben, die Höhlen entlang, liegt jenes elysische Feld,
Wo Geister im Felsengebüsch hinwandeln am Ufer des Meers:
Glückliche, die mit Heroen
Hinwandeln am Ufer des Meers!

Wohl ziemt es dem Folgegeschlecht, wo immer ein heiteres Mahl
Gastfreunde vereine, mir auch volltriefende Schale zu weihn,
Der ich erfand in der Seele
Manch liebebeflügeltes Lied.

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