GedichtGedichte

Das Gedicht „Trost-Lied“ stammt aus der Feder von Martin Opitz.

Zehnde von den Pierinnen,
Vierdte Charis dieser Zeit,
Andre Venus, laß den Sinnen
Keinen Fug zur Traurigkeit:
Die mit Tränen Samen streuen,
Werden fröhlich Korn abmähen.

Eine Heldinn hoch von Gaben,
Wie wir dich für Augen sehn,
Denckt, was Gottes Bücher haben,
Soll und muß gewiß geschehn.
Die mit Tränen Samen streuen,
Werden fröhlich Korn abmähen.

Den der Himmel pflag zu lieben,
David, Gottes beste Lust,
Ward bald hin, bald her getrieben,
Doch so war ihm wohl bewusst,
Die mit Tränen Samen streuen,
Werden fröhlich Korn abmähen.

Er schlug seine Feinde nieder,
Nahme Leut’ und Länder ein,
Kriegte Kron und Zepter wider
Und erfuhr es war zu sein,
Die mit Tränen Samen streuen,
Werden fröhlich Korn abmähen.

Welches Scheuren voll schon ligen,
Meynt, er darf der Saat-Zeit nicht,
Lebt in Wollust nach Genügen,
Bis ihm Wein und Brot gebricht.
Die mit Tränen Samen streuen,
Werden fröhlich Korn abmähen.

Rosen geben durch die Dörner
Ihren angenehmen Schein;
Garben, haben sie zwar Körner,
Wollen doch gedroschen sein.
Die mit Tränen Samen streuen,
Werden fröhlich Korn abmähen.

Stöcke muß man vor beschneiden,
Dann wächst erst die Traube wol,
Trauben müssen Pressen leiden,
Wann man Fässer legen soll.
Die mit Tränen Samen streuen,
Werden fröhlich Korn abmähen.

Edle Fürstinn, Zier der Jugend,
Jovis Haupt, Minerven Brust,
Klarer Spiegel aller Tugend,
Liebe dies, als wie du tust:
Die mit Tränen Samen streuen,
Werden fröhlich Korn abmähen.

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