GedichtGedichte

Das Gedicht „Wenn ich ein Vöglein wär“ stammt aus der Feder von Johann Gottfried Herder.

Wenn ich ein Vöglein wär'
Und auch zwei Flüglein hätt',
Flög' ich zu dir.
Weil es aber nicht kann sein,
Bleib' ich allhier.

Bin ich gleich weit von dir,
Bin ich doch im Schlaf bei dir,
Und red' mit dir;
Wenn ich erwachen tu',
Bin ich allein.

Es vergeht keine Stund' in der Nacht,
Da mein Herze nicht erwacht,
Und an dich gedenkt,
Dass du mir viel tausendmal,
Dein Herz geschenkt.

Anmerkung: Die Melodie des Liedes erschien erstmals in Johann Friedrich Reichardts Liederspiel "Lieb’ und Treue" im Jahr 1800; sie wird dort als Schweizervolkslied bezeichnet. Herders Text ist erstmals in seiner Sammlung Volkslieder (1778/79) veröffentlicht. Eine frühere Fassung des Textes ist bereits in einer Liedflugschrift aus dem Jahr 1756 enthalten; eine Schweizer Herkunft des Liedes ist wahrscheinlich.

Das Lied, das die Sehnsucht eines Menschen ausdrückt, dessen Gedanken ständig um die abwesende geliebte Person kreisen, wurde im 19. Jahrhundert breit rezipiert.

Das Lied erfuhr zahlreiche Bearbeitungen, musikalisch ernsthaft (z. B. von Hermann Josef Nellessen) wie humorvoll-literarisch (z. B. von Joachim Ringelnatz und Heinz Erhardt).

Weitere gute Gedichte des Autors Johann Gottfried Herder.

Bekannte Gedichte zum Thema "Wenn":