GedichtGedichte

Das Gedicht „Wo ist die Hand so zart, daß ohne Irren“ stammt aus der Feder von Annette von Droste-Hülshoff.

Wo ist die Hand so zart, daß ohne Irren
Sie sondern mag beschränkten Hirnes Wirren,
So fest, daß ohne Zittern sie den Stein
Mag schleudern auf ein arm verkümmert Sein?

Wer wagt es, eitlen Blutes Drang zu messen,
Zu wägen jedes Wort, das unvergessen
In junge Brust die zähen Wurzeln trieb,
Des Vorurteils geheimen Seelendieb?

Du Glücklicher, geboren und gehegt
Im lichten Raum, von frommer Hand gepflegt,
Leg hin die Waagschal, nimmer dir erlaubt!
Laß ruhn den Stein - er trifft dein eignes Haupt!

Eingangsgedicht (Inschrift) aus der Novelle "Die Judenbuche" (1842).

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