GedichtGedichte

Das Gedicht „Bei Empfang einer Ananas“ stammt aus der Feder von Ferdinand von Saar.

Schon verrät mir der Duft, was ein liebender Sinn aus der Ferne,
mich zu erfreuen, gesandt, sorglich und zärtlich verpackt.
Hastig behutsam entfern ich die Hülle — da blinkt mir entgegen,
Leis umknistert vom Schmund zackiger Blätter, die Frucht,
Stachlig, gekerbt - doch golden und Düfte verhauchend, wie keine
Goldner und süß'ren Aromas fern dem Äquator gereift.

Wohin stell ich sie nur? Ans Fenster — Wie gleißet und schimmert
dort das tropische Kind, schlichten Reseden gefällt!
Ei, schon wagt sich ein Spatz neugierig auf das Gesimse,
während das fremde Gewächs längst mir die Fliege benascht. —
Und nun trägt mich mein Geist in das Land, wo es üppig und zahllos,
leuchtender Blumen genoß, Kolben an Kolben sich drängt!

Kreischend läßt sich herab und bunten Gefieders der Ara,
an den schwebenden Arm einer Liane gekrallt.
Also hängt er verkehrt und, sich schaukelnd hackt er des Schnabels,
spitzige Krümmung mit Gier tief in die schwellendste Frucht.

Und wo diese, zerfleischt, ihr Leben vertrieft, dort nipptt sich
einen Tropfen sodann, flatternd, der Kolibri weg,
während von Faltern ein Schwarm, breitflüglich, azuren und purpurn,
lüstern die Wunde umkreist, die ihn mit Düften betrügt.

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