GedichtGedichte

Das Gedicht „Glück“ stammt aus der Feder von Hermann Hesse.

Solang du nach dem Glücke jagst,
Bist du nicht reif zum Glücklichsein,
Und wäre alles Liebste dein.

Solang du um Verlornes klagst
Und Ziele hast und rastlos bist,
Weißt du noch nicht, was Friede ist.

Erst wenn du jedem Wunsch entsagst,
Nicht Ziel mehr noch Begehren kennst,
Das Glück nicht mehr mit Namen nennst,

Dann reicht dir des Geschehens Flut
Nicht mehr ans Herz, und deine Seele ruht.

Analyse

Das Gedicht „Glück“ (1906; Epoche der Neuromantik) besteht aus 4 Strophen, die ersten drei Verse haben 3 Verse, die letzte 2 Verse. Das Reimschema ist [abb, acc, add, ee].

Inhalt

Das lyrische Ich vermittelt die Botschaft das die Jagd (sprich: Suche) nach dem Glück sinnlos ist und empfiehlt das buddhistische Credo, allen Wünschen zu entsagen.

Hintergrund

Hermann Karl Hesse (1877 - 1962) war ein deutsch-schweizerischer Dichter, Romancier und Maler. Zu seinen bekanntesten Werken zählen "Demian", "Steppenwolf", "Siddhartha" und "Das Glasperlenspiel", die sich alle mit der Suche des Einzelnen nach Authentizität, Selbsterkenntnis und Spiritualität beschäftigen. Im Jahr 1946 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.

„Hesses Lyrik durchlebt volksliedhafte Innigkeit und einsam verträumte Schwermut. Oft bindet sich erfahrene Weisheit zu Bekenntnis und Spruch. Die symbolische Sprache des Erlebnisgedichts, die Form der reflektierenden lyrischen Meditation weisen auf klassich-romantische Tradition zurück.“ [Fritz Martini, Deutsche Literaturgeschichte, Alfred Körner Verlag, S. 530.]


Glück ist ein Gefühl oder ein Gemütszustand, den ein bewusstes Wesen empfindet, wenn ein Moment der Zufriedenheit, des Wohlbefindens oder bestimmter wünschenswerter Ziele für das Individuum erreicht worden ist. Dieser Gemütszustand und die Faktoren, die ihn bedingen, werden als subjektiv angesehen, so dass jeder Mensch seine eigene Vorstellung von Glück haben kann (dies unterscheidet Glück von anderen Empfindungen wie Schmerz, Kälte oder Hunger, für die es einige Hinweise auf eine größere Ähnlichkeit zwischen den Individuen gibt).

Glück wurde in der Biologie, der Psychologie, der Soziologie und der Philosophie untersucht. Die meisten westlichen philosophischen Strömungen, die auf Sokrates folgten, sind Eudämonismen (= von gutem (eu) & Geist (daimon) ), also Lehren, die darauf abzielen, den Zustand des Glücks zu erreichen und zu erhalten. Dieses Streben nach individuellem Glück in der Philosophie wird mit dem Aufkommen des Epikureismus und des Stoizismus noch einmal deutlich verstärkt. Diese beiden großen philosophischen Bewegungen verweilten und bekämpften sich insbesondere in Bezug auf die Verbindung zwischen Genuss und Glück.

Einige Psychologen haben versucht, den Grad des Glücks zu beschreiben, und sind zu der Definition gelangt, dass Glück ein Maß für das subjektive (selbst wahrgenommene) Wohlbefinden ist, das die Einstellungen und das Verhalten des Einzelnen beeinflusst. Menschen, die ein hohes Maß an Glück empfinden, zeigen im Allgemeinen eine positive Einstellung zu ihrer Umwelt und sind motiviert, neue Ziele zu verfolgen. Im Gegensatz zu Menschen, die kein Glück empfinden, stehen sie ihrer Umwelt negativ gegenüber und fühlen sich durch die Entwicklung ihres Lebens frustriert.

 

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